Glasfaser in Preetz – Eine persönliche Geschichte von Jens Wohlert

Jens Wohlert

Mein Name ist Jens Wohlert. In diesem Beitrag möchte ich ihnen ein wenig über meine persönlichen Erfahrungen zu dem Thema schnelles Internet in Preetz berichten.

Schon vor ein paar Jahren hatte ich mich bei der Telekom erkundigt, wann ich mit einer schnelleren Internetverbindung rechnen könne. Die Mitarbeiter im T-Punkt waren zwar sehr bemüht machten mir aber für meinen Anschluss an die weite Welt wenig Hoffnung.

Nachfragen bei der Stadt Preetz gaben mir nur die Erkenntnis, dass ich bis auf weiteres mit dem Leben müsse was mir zur Zeit zur Verfügung steht. Keine guten Aussichten für jemanden, für den eine stabile und schnelle Internetverbindung nicht nur privat, sondern auch beruflich entscheidend ist.

Erfreut war ich, als ich am Anfang des letzten Jahres (2016) mitbekam, dass sich in Preetz endlich etwas bewegen sollte nach so vielen verschlafenen Jahren des kommunikativen Stillstands.
Feuer und Flamme für die sich anbahnende zukunftsweisende Lösung für Preetz war ich gleich bei der ersten Veranstaltung der Firma Deutsche Glasfaser während der Kieler Woche am 20. Juni 2016 anwesend. Diese Veranstaltung in der Mesa der Wilhelminenschule war sehr gut besucht und der Aufruf als Multiplikator mitzuwirken viel auf fruchtbaren Boden.

In den folgenden Gesprächen und durch Recherchen im Internet stellte ich schnell fest, dass die Glasfaser der aktuelle Stand der Technik ist und dies seit 1985, wo es schon von der damaligen Bundespost festgestellt wurde. Trotzdem ist vom damaligen Postminister ein Ausbau mit Kupferkabeln bevorzugt worden. Siehe auch einen entsprechenden Artikel im Spiegel vom 03.09.1984.

Zitat: „Der Grund war die absehbare Entwicklung der „leistungsfähigeren Glasfaserkabel“ (Schwarz-Schilling), die im Gegensatz zu den herkömmlichen Kupferkabeln, eine Kombination der Programmverteilung mit der Daten- und Geschäftskommunikation ermöglichen. Würde Schwarz-Schilling mit der flächendeckenden Verbreitung der Kupferkabel beginnen, so zeichnete es sich schon damals ab, riskierte er die demnächst fällige Nachrüstung derselben Gebiete in der moderneren Glasfasertechnik – eine gigantische Doppelausgabe.“
Wer den Artikel aufmerksam liest wird der Interessenkonflikt von Schwarz-Schilling in Bezug auf Kupfer nicht verborgen geblieben sein…
Die Einstellung zum seit Jahrzehnten im Boden liegenden und abgeschriebenen Kupferkabel hat sich auch beim Nachfolgeunternehmen der Bundespost nicht geändert.

Mit dem neuen Bürgermeister Björn Demmin zog auch ein neuer frischer Wind ins Rathaus ein. Endlich wieder zweimal im Jahr der Jahrmarkt auf dem Cathrinsplatz und auch andere Projekte werden aufs Gleis gebracht.

Es geht wieder voran mit Preetz.

Der Breitbandausbau wurde von der Stadt Preetz europaweit ausgeschrieben und auch die Telekom meldete sich. Einige Gespräche, Verhandlungen und Angebote später lag Mitte September 2015 das Angebot der Telekom auf dem Tisch des Bürgermeisters. Dort stand dann zulesen, dass man von der Stadt rund 160.000€ haben wolle für den Breitbandausbau. Leider konnte die Telekom keine flächendeckende Breitbandversorgung mit 30Mbit/s für die gesamte Stadt garantieren, wie sie durch Vorgaben der EU eingefordert werden.

Anfang Oktober 2015 warf dann die Firma Deutsche Glasfaser ihren Hut (sprich: Angebot) in den Ring für den FttH Glasfaserausbau des ganzen Preetzer Stadtgebietes. Dieser Ausbau ist für die Stadt und uns Preetzer komplett kostenlos. Einzige Voraussetzung hierfür 40% der Telefonanschlussinhaber müssten zu Deutsche Glasfaser wechseln. Ein ambitioniertes Vorhaben. KN Artikel vom 16.10.2015 „Deutsche Glasfaser wirft Hut in den Ring“

Mit diesem Angebot von Deutsche Glasfaser war folgerichtig das Angebot der Telekom vom Tisch. Wäre die Stadt Preetz trotzdem auf das Angebot der Telekom eingegangen hätte sie sich der Beihilfe schuldig gemacht. Abgesehen davon, wieso soll man Geld für etwas ausgeben, was man auch kostenlos erhalten kann? Wenig sinnvoll bei der klammen Haushaltslage der Stadt Preetz.

Verhandlungen wurden geführt und juristischer und ingenieurtechnischer Sachverstand  eingeholt ( KN Artikel vom 11.05.2016 „Hürdenlauf zum schnellen Internet“). Am Ende stand der Gestattungsvertrag mit  dem die Firma Deutsche Glasfaser in Preetz seine FttH-Glasfaserkabel verlegen darf.
Dieser Gestattungsvertrag wurde  Anfang Juni 2016 unterschrieben ( Artikel in den Kieler Nachrichten ). Es folgte darauf die Eingangs erwähnte Vorstellung von Deutsche Glasfaser am 20.06.2016 in der Wilhelminenschule.

Inzwischen ist auch die Telekom aktiv geworden. Flugs wurde vom Platzhirsch entschieden, dem unliebsamen Konkurrenten das Leben nicht einfach zu machen. Weil keine langwierigen Genehmigungen eingeholt werden mussten konnte gleich der eigene Ausbau des Kupferkabels in Angriff genommen werden. Und so erfolgte der Ausbau mit der kupferbasierten Vectoringtechnik, der die Stadt vorher 160.000€ hätte kosten sollen. Ein Schelm wer Böses dabei denkt. Nur ist dies die ausgemachte Strategie des Platzhirschen und Besitzers der letzten Meile des Kupferkabels, wie ein Blick in die Geschichte anderer FttH Projekte zeigt.

www.teltarif.de/lueneburg-glasfaser-ausbau-telekom

KN Artikel 15.12.2015 „Konkurrenz zwing zum Handeln“ in Lütjenburg

Das „Friedensangebot“ der Telekom vom Januar 2017 sehe ich daher eher skeptisch…

Für Preetz kommt dieses „Friedensangebot“ zu spät. Jetzt sehen wir in Preetz zwei konkurrierende Netzkonzepte. Einmal die zukunftsweisende „Glasfaser bis ins Haus“ FttH – Technik, die noch mit der Unterstützung der Preetzer gebaut werden will und zum Anderen die VDSL Vectoringtechnik, bei der die letzte Meile bis ins Haus immer noch aus dem alten Kupferkabel besteht, auch wenn die Werbung und die Werber teilweise anderes behaupten.

Nun hat sich die Telekom klar dazu bekannt in der nächsten Jahren nur in die (VDSL)/Vectoring-Technik zu investieren. Der FttH-Ausbau des ehemaligen Monopolisten ist nahezu zum Erliegen gekommen. Wer dennoch von der Telekom einen FttH Glasfaseranschluss haben möchte ist schnell mit einigen 1000 € dabei, da das Glasfaserkabel extra für ihn bis ins Haus verlegt werden muss.

Beim Angebot der Telekom an die Stadt Preetz war ein detaillierter Hinweis auf die Fördermittel der Bundesregierung mit beigefügt. Da man davon ausgehen kann, dass auch weiterhin der Breitbandausbau durch den Bund gefördert wird ist es nur folgerichtig, wenn in einem Bereich mit Vectoringtechnik in den kommenden Jahren versucht wird weitere Fördermittel erhalten zu wollen. Soll heißen, wenn die Nachfolgetechnik „Super-Vectoring“ als Ausbauziel von der Telekom definiert wird gibt es noch einmal Fördermittel. Letztlich bedeutet dies, dass in jede Straße weitere mit Glasfaser versorgte Unterverteiler aufgestellt werden. Das Glasfaser kommt zwar wieder dichter an den Kunden heran aber eben nicht bis ins Haus. Mit weiterer Förderung durch den Bund kommt dann irgendwann im 4. oder 5. Bauabschritt in 20-25 Jahren die Glasfaser von der Telekom endlich wirklich bis ins Haus.
Diese Strategie ist so durchsichtig, wie nicht wirklich befriedigend und zielführend.  X-Mal sollen Fördermittel vom Bund kassiert werden und es geht nicht wirklich voran. Das Kupferkabel wird bis zum letzten Moment als Geldquelle verwendet, statt einmal wirklich eigenes Geld in die Hand zu nehmen.

Im Telekommunikationsgeschäft ist der Ex-Monopolist kein Kind von Traurigkeit, wenn es darum geht seine eigenen Pfründe zu sichern. Es wird mit harten Bandagen gekämpft, um kleine innovative Unternehmen vom lukrativen Markt fern zu halten. Solange kein alternatives FttH-Glasfasernetz in einer Gemeinde existiert gibt es keinen richtigen Wettbewerb und damit keine Auswahl für den Kunden für einen günstigen Telefon- und Kommunikationsanschluss. Bei jeder Verbindung in die weite Welt über die letzte Meile der Telekom wird auch dort die Hand aufgehalten auch wenn man seinen Vertrag bei einem der Reseller wie O2, 1und1 oder woanders hat.

Wer zurzeit nur auf den günstigen Preis schaut verliert den Blick auf das große Ganze, dass ich versucht habe zu entwickeln.
Zurzeit mag ein FttH-Glasfaseranschluss von Deutsche Glasfaser minimal mehr Geld kosten als ein vergleichbarer Anschluss des Wettbewerbs, aber auf kurze Sicht ist davon auszugehen, dass sich der Telekommunikationsmarkt weiter entwickelt. Die Preise sind seit jeher im Fluss und dies zum Vorteil für den Kunden. Schließlich muß auch die Deutsche Glasfaser sich nach dem Ausbau und den 2 Jahren Vertragslaufzeit dem Wettbewerb stellen.

Für jeden Preetzer liegen der eigene und der solidarische Vorteil, den der Ausbau eines FttH-Glasfasernetzes in unserer Stadt mit sich bringt, klar auf der Hand:

  • man erhält einen stabilen und störungsfreien FTTH Glasfaseranschluss bis ins Haus, der auch nach den 2 Jahren Vertragslaufzeit im Haus bestehen bleibt.
  • keine Ausbaukosten (0 €) für den Hausanschluss während der Nachfragebündelung, danach werden letztlich die notwendigen Baukosten umgelegt i.d. Regel sind dies um die 1400 – 1500€ je nach den örtlichen Gegebenheiten.
  • kein doppeltes Bezahlen für maximal 12 Monate, wenn der Altvertrag bei der Fertigstellung des FttH-Glasfaseranschlusses noch läuft.
  • Übernahme der alten Rufnummern, wenn Deutsche Glasfaser den Altvertrag kündigt und die Telefonnummern schließlich portiert.
  • der Altvertrag wird erst von Deutsche Glasfaser gekündigt, wenn der FTTH Glasfaseranschluss funktionsbereit ist. Somit ist sichergestellt, dass der Kunde in der Übergangsphase nicht ohne Telefonanschuss ist.
  • Aufgrund der durch die Telekom angekündigten Abschaltung von analoger und ISDN Telefonie 2018 und der damit notwendigen Umstellung auf VoIP (Voice over IP) (Sprache über Internet) werden sowieso Maßnahmen, wie ein neuer Router und ggf. neue Telefone notwendig. Von hier ist der Schritt zu FTTH kein Akt mehr, weil die gleiche Technik verwendet werden muss – nur zum Teil die notwendige Bandbreite nicht vorhanden ist.
  • durch Solidarität bring man nicht nur sich selbst, sondern vor allem Preetz nach vorne.
  • auf längere Sicht günstigere Telekommunikationskosten.
  • kein „Elektrosmog“ auf der Glasfaserleitung wegen der Übertragung durch Licht.
  • Es gibt keine Störeinflüsse auf die Glasfaserleitung durch elektromagnetische Felder von z.B. Transformatoren, Mikrowellengeräten u.a.